Kleingartenverein „Erholung“ feiert 60 Jahre

# 60 Jahre Kleingartenverein „Erholung“ Bad Dürrenberg

Was der Kleingartenverein „Erholung“ heute zu bieten hat, war Anfang der 1960er-Jahre noch in weiter Ferne. Alte Schwarz-Weiß-Fotos, die Vereinschronist Siegfried Senk bewahrt, zeigen ein karges, schneebedecktes Feld – der Anfangspunkt für die Kleingartenanlage, die 1965 ins Leben gerufen wurde. In diesem Jahr feiert der Verein sein 60-jähriges Bestehen.

## Entstehung in herausfordernden Zeiten

Die Gründung der Gartenanlage ist eng mit der „Neuen Siedlung“ Bad Dürrenberg verbunden, die ab 1959 als Wohnraum für die Mitarbeiter des VEB Leunawerke erschlossen wurde. „Die Versorgung war damals nicht üppig, besonders beim Obst und Gemüse“, erinnert sich Senk, der 1937 geboren wurde. So lag es nahe, den neuen Bewohnern Gärten zur Verfügung zu stellen. Mit der „Erholung“ wurde 1965 eine weitere Kleingartenanlage gegründet, die die bestehenden Anlagen in Bad Dürrenberg, Fährendorf und Ostrau ergänzte.

## Der Startschuss: 1965

Am 7. November 1965 fand die offizielle Gründung in Anwesenheit mehrerer Stadträte statt. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten neben Senk auch Alfred Zepke, Jahrgang 1940, der bis heute für die Wasserleitungen in der Anlage zuständig ist. In den tiefsten Zeiten der DDR, geprägt von Materialmangel, konnten solche Projekte jedoch nicht einfach realisiert werden.

„Wir mussten alles in Eigenleistung bewerkstelligen“, schildert Senk. Jedes Mitglied war verpflichtet, mindestens 30 Stunden pro Jahr an gemeinnütziger Arbeit zu leisten. Dies war vor allem deshalb eine Herausforderung, da viele an Samstagen arbeiteten.

## Kreative Lösungen und Zusammenhalt

Um an Baumaterialien zu gelangen, halfen Kontakte in der Industrie. „Wer in Leuna angestellt war, versuchte, Zugang zu Stahl und Holz zu bekommen“, erzählt Senk. Darüber hinaus kauften die Mitglieder sogar eine abrissreife Scheune in Wölkau, um das Baumaterial wiederzuverwerten. „Die Steine haben wir dann hierher geschleppt“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu. 1979 konnte schließlich die Gaststätte „Erholung“ eröffnet werden.

## Veränderungen in der Selbstversorgung

Mit der Zeit änderten sich die Bedürfnisse der Kleingärtner. „Heute bekommt man Äpfel und Birnen im Supermarkt. Die Selbstversorgung ist oft nicht mehr so wichtig“, sagt Senk. Besonders die jüngeren Mitglieder definieren die „Erholung“ anders. „Das Gärtnern steht nicht immer im Vordergrund“, erklärt er.

Vorstandsmitglied Susann Vogel berichtet, dass die Anlage aktuell 162 Parzellen umfasst, von denen etwa zehn Prozent frei sind. „In letzter Zeit hat sich die Anlage unheimlich verjüngt“, ergänzt Zepke.

## Fazit

Der Kleingartenverein „Erholung“ hat sich in den letzten 60 Jahren stark gewandelt und bietet heute nicht nur einen Ort zum Gärtnern, sondern auch Freizeitmöglichkeiten für die gesamte Familie, wie die Gaststätte und den Kinderspielplatz. Die Geschichte des Vereins ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Gemeinschaft und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten neue Lebensräume schaffen können.

Quelle:  Mitteldeutsche Zeitung